Ein Villengarten im englischen Landschaftstil

Lerchensporn

Der Hohenroder Villenpark wurde nach den Prinzipien des englischen Landschaftsparks angelegt. Die Wege führen in eleganten Bögen durch den Park und erschließen dem Besucher die vom Gartenkünstler erdachten Parkbilder. Gehölzgruppen und Wiesenräume sollen natürlich wirken, doch folgen sie einer kunstvollen Komposition.

Der Hohenroder Park ist im typischen Stil seiner Entstehungszeit gestaltet. Etwa 150 Jahre vorher hatte in England der Siegeszug einer natürlichen Parkgestaltung begonnen. Bald darauf begann man in deutschen Parks ebenfalls die Natur mit Kunst zu verschönern. Die geschickte Anordnung freiwachsender Gehölzgruppen ersetzte die strengen Formen des Barock. Malerisch geschwungene Wege führten durch Wiesen und Haine, auf kleine Hügelchen oder an die Ufer von Weihern.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde diese Gestaltungsform der weitläufigen englischen Landsitze auch für die kleineren, bürgerlichen Villenparks übernommen.

Heinrich Siesmayer war ein Meister dieser Gestaltung. Die Hanglage Hohenrodes ermöglichte ihm zudem eine ideale Aufteilung des Geländes.

Seine in großen Schwüngen geführten Wege geleiten die Besucher vorbei an eindrucksvollen Baumgruppen und schönen Ziersträuchern. Der Gartenkünstler lässt – ganz natürlich - Ausblicke sich öffnen. An besonders schönen Stellen, von denen man einen Fernblick auf die Hainleite genoss, waren Sitzplätze angelegt. Nur wenn der Besucher von dieser Kunst nichts bemerkt, ist die natürliche, landschaftliche Gartengestaltung im Sinne des 19. Jahrhunderts gelungen.

Daher ist es auch verständlich, dass die meisten Besucher einen weiteren Kunstgriff Heinrich Siesmayers nicht bemerken. Mit der künstlerischen Ausformung des natürlichen Reliefs – der Bodenmodellierung – leitet er unmerklich den Blick. Sanfte Mulden, kleine Aufwölbungen, Eselsrücken – bei genauem Hinsehen lassen sie sich diese Geheimnisse der Gartenkunstgeschichte heute noch in Hohenrode entdecken.

Sein Sohn Philipp Siesmayer beherrschte ebenfalls diese Gestaltungsweise, aber seine Parkerweiterung im Osten geschah Anfang des 20. Jahrhunderts. Und so ist alles etwas großzügiger und die Wege nicht mehr ganz so malerisch geschwungen. Aber die Zusammenstellung reizvoller Baumgruppen, die Gestaltung mit kontrastreichen Blattfarben, weithin leuchtender Herbstfärbung, weiten Sichten und Fernblicken ist ihm im jüngeren Ostteil Hohenrodes meisterlich gelungen.

"Wege sind die stummen Führer des Spazierengehenden und müssen selbst dazu dienen, ihn ohne Zwang jeden Genuß auffinden zu lassen, den die Gegend darbieten kann."
(Pückler: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. 1834)

Eine englische Parkanlage und ihre Parkbilder

Der neue Parkteil ist in seiner Gestaltung vom älteren Teil kaum zu unterscheiden. Das mag zum einen am erklärten Willen Fritz Kneiffs liegen, das Ererbte zu bewahren, zum anderen an der Hinzuziehung des Sohns von Heinrich Siesmayer: Philipp Siesmayer. Er führte die Gestaltungsprinzipien des älteren Parkteils fort. Diesen veränderte Fritz Kneiff nur insoweit, als er einen kleinen Teich anlegen ließ und den Baumbestand auslichtete.

In den neuen etwa vier Hektar großen Teil wurde eine Beregnungsleitung mit Pumpe und Zisterne eingebaut. Außerdem legte Fritz Kneiff hier eine kleine parkeigene Baumschule an. In zwei besonderen Pflanzflächen wurden die Gehölze erstmals nach ihrer Herkunft zusammengefasst, nämlich Westamerika – Pazifische Küste – und Ostamerika – atlantische Küste.

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