Architektur der Villa

Ein Jahr nachdem Ludwig Bohnstedt in Berlin den ersten Preis für seinen Entwurf des Reichstagsgebäudes errungen hatte beauftragte Carl Kneiff den berühmten Architekten auf halber Höhe eines anmutigen, sich über fünfundzwanzig Morgen erstreckenden Hangs im Norden der Stadt Nordhausen eine repräsentative Villa zu errichten.

Im Januar und Februar des Jahres 1874 erarbeitet Bohnstedt seine Entwürfe für eine repräsentative Villa, ein Nebengebäude mit Ställen, Remisen, Wäscheräumen und einer Bedienstetenwohnung sowie einen Gartenpavillon.

Villa Kneiff 1874-75, Aufriss der Südseite, Quelle der Abbildungen: Dolgner, Architektur im 19. Jahrhundert. Ludwig Bohnstedt, Leben und Werk, Weimar 1979
Villa Kneiff 1874-75, Aufriss der Südseite, Quelle der Abbildungen: Dolgner, Architektur im 19. Jahrhundert. Ludwig Bohnstedt, Leben und Werk, Weimar 1979

Entwurf und Bau der Villa

Grundriss des Erdgeschosses
Grundriss des Erdgeschosses

Seinem Gestaltungsstil entsprechend hat Bohnstedt einen am Klassizismus und der italienischen Renaissance orientierten, fast kubischen Baukörper entworfen, den auf der Südseite eine imposante Schaufassade mit Südterrasse schmückt. Die Nord- und Südfassade wird jeweils durch einen Mittelrisalit betont. Aufgelockert wird die fast monumental wirkende Südfassade durch den mit einem Verbindungsgang verbundenen, nach Osten ausgerichteten Wintergarten.

Die zweigeschossige Villa mit einem Mezzaningeschoss unter einem flachen Zeltdach hat einen annähernd quadratischen Grundriss. Aufgrund der beachtlichen Gebäudetiefe sah Bohnstedt für den zentralen Durchgangsraum ein Oberlicht vor, das durch das Glasdach und zwei gläserne Decken bis ins Erdgeschoss dringen konnte. Dieses interessante architektonische Element verlieh dem in der Mitte des Gebäudes liegenden Raum die Funktion eines formalen Zentrums. Auf dem Dach über dem nördlichen Eingang existierte eine Aussichtsplattform, die dem Besitzer der Villa einen Ausblick auf die landschaftlich schöne Umgebung gewährte.

Die symmetrische Anordnung der Fenster, die Ausbildung des Mittelrisaliten in Form eines polygonalen Vorbaus und der aufgesetzte Dreiecksgiebel verleihen der Südfassade bis heute ihre repräsentative, herrschaftliche Wirkung. An der West- und Südseite des Gebäudes schließt sich eine Terrasse an, die auf dem vorgezogenen Kellergeschoss liegt und mit einer Balustrade umgrenzt war. Repräsentative Vasen zierten die Eckpfeiler der Terrasse, Treppen führten in den Garten hinab. Der aufgrund der Hanglage fast geschosshohe Sockel des Gebäudes wirkte besonders mächtig. Durch hausnahe Bepflanzung wurde dieser Eindruck jedoch gemildert. Der Bau der Villa erfolgte in den Jahren 1874 und 1875 und wurde von Bohnstedt selbst geleitet.

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