Der Park in der Vergangenheit

1874-75 wurden Villa und Park in einem Zuge errichtet. Durch die enge Zusammenarbeit des Architekten Ludwig Bohnstedt (1822-1885) mit dem Gartenkünstler Heinrich Siesmayer (1817-1900) entstand ein einzigartiges künstlerisches Ensemble, das bis heute erlebbar ist.

Bauherr war der Nordhäuser Tabakfabrikant Carl Kneiff (1829-1902). Der Park wurde 1904-12 erweitert, wobei man den englischen Landschaftsstil beibehielt.

Das Ensemble hat seit 1944 keine Flächenverluste oder Umgestaltungen erlebt.

Chronologie

  • 1874
    Errichtung Villa, Nebengebäude, Pavillon und Park
  • 1904-1912
    Erweiterung des Parks
  • 1909-1911
    Anlage eines Alpinums mit Sennhütte

1874 bis 1902 – Die Anlage Hohenrodes

Blick von der Terrasse um 1900 mit Schmuckbeet und Kübelpflanzen (Quelle: Schmuckblatt [um 1900], Stadtarchiv Wiesbaden)
Blick von der Terrasse um 1900 mit Schmuckbeet und Kübelpflanzen (Quelle: Schmuckblatt [um 1900], Stadtarchiv Wiesbaden)

Der Bauherr Carl Kneiff war in zweiter Generation Mitbesitzer einer Tabakfabrik in Nordhausen. Im allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerjahre konnte er es sich leisten, eine großzügige Villa und einen damals sechs Hektar großen Park in Auftrag zu geben. Kurz zuvor hatte er ein geeignetes Grundstück mit Obstwiesen am Rande der Stadt geerbt. Bis heute ist nicht bekannt, was Kneiff dazu bewog, den Auftrag an Persönlichkeiten zu vergeben, die zwar in ganz Deutschland und auch darüber hinaus bekannt waren, jedoch nie in Nordhausen gearbeitet hatten.

Aus der Zusammenarbeit von Bohnstedt und Siesmayer entstand 1874 bis 1875 auf dem Südhang ein zurückhaltender landschaftlicher Park mit elegant geschwungenen Wegen. Villa und Nebengebäude sind auf halber Höhe situiert; auf der Anhöhe errichtete Bohnstedt einen klassizistischen Gartenpavillon. Siesmayer pflanzte überwiegend einheimische Gehölzarten wie Ahorne, Linden, Ulmen und Eichen, darunter auch rotblättrige und panaschierte Arten.

Besondere Akzente schuf er mit Gruppen von weißblühenden Ross-Kastanien und Trompetenbäumen in Sichtweite der Villa. Mit seinen Baumpflanzungen gestaltete Siesmayer Parkräume, die er mit stimmungsvollen Sichten verknüpfte. Das natürliche Relief "veredelte" er mit künstlichen Bodenmodellierungen sodass bestimmte Sichten für den Besucher regelrecht inszeniert wurden.

Kaum war der Park fertiggestellt, begann Carl Kneiff ihn als Stätte einer Baumsammlung (Arboretum) zu verwenden. Jährlich pflanzte er zahlreiche seltene Bäume und Sträucher in Hohenrode.

1902 – 1944 Erweiterung des Parks und der Gehölzsammlung

Ballonaufnahme 1912: Bereiche des älteren, übervollen Parkteils und Eindrücke der Erweiterung mit hellen Kieswegen und jungen Bäumen. (Quelle: Kneiff 1924, S.196)
Ballonaufnahme 1912: Bereiche des älteren, übervollen Parkteils und Eindrücke der Erweiterung mit hellen Kieswegen und jungen Bäumen. (Quelle: Kneiff 1924, S.196)

1902 erbte der Sohn Fritz Kneiff (1864-1944) das Anwesen. Auch er war ein begeisterter Gehölzsammler. Er kaufte im Osten und Norden weitere Flächen hinzu und konnte den Park um etwa vier Hektar erweitern. Als Gestalter berief er mit Philipp Siesmayer (1862-1935) den Sohn des ursprünglichen Gartenkünstlers.

Beide wirkten zusammen: Philipp Siesmayer schuf eine großzügige Anlage mit weiten Durchblicken, die noch ganz dem englischen Landschaftsgarten verpflichtet war; Fritz Kneiff ordnete die Baumpflanzungen an. Er war nicht nur ein exzellenter Baumkenner, sondern inzwischen auch ein guter Gestalter geworden. Seine von ihm geschaffenen "Parkbilder" beschreibt er in zahlreichen Artikeln.

Mit einem Alpinum, ausgestattet mit einer umfangreichen Grottenanlage und einem Sennhäuschen, gestaltete Fritz Kneiff ab 1909 den steilen Nordhang hinter dem Pavillon. Von dieser spektakulären Anlage zeugen nur noch geringe Reste.

1944-1989 Erhaltung in schwierigen Zeiten

Auslichtungsarbeiten im Alpinum durch Mitglieder des Kulturbundes (Bild Jähde/Einenckel)
Auslichtungsarbeiten im Alpinum durch Mitglieder des Kulturbundes (Bild Jähde/Einenckel)

Von den schweren Bombardierungen, die Nordhausen 1945 stark zerstörten, blieb Hohenrode vollständig verschont. In den Jahren nach dem Krieg diente die Villa verschiedenen Zwecken bevor das Gebäude von 1954-1990 als Frauen-Internat für die Fachschule für Lehrerfortbildung genutzt wurde.

Im Gegensatz zur Tabakfabrik war Hohenrode nicht enteignet worden und blieb bis heute in Händen der Nachfahren von Fritz Kneiff. Seine Witwe Marie († 1951) wohnte mit Tochter Erna Bäuerle im Nebengebäude. Nach dem Tod Erna Bäuerles 1961 wurde ein Verwalter eingesetzt. Er ließ den verwahrlosten Wintergarten an der Villa, und das ruinierte Gärtnerhaus abreißen.

Die Pflege des wertvollen Parks wurde teils durch den Hausmeister des Internats, in Arbeitseinsätzen der Studentinnen oder von Mitgliedern des Kulturbunds einigermaßen aufrecht erhalten. Die Wiesenmahd erfolgte mit einem Gebirgsrasenmäher, die Bekämpfung der Herkulesstaude und des Gehölzaufwuchses von Hand. In Nordhausen, wo außer den Kneiffs noch weitere Gehölzkenner beheimatet waren, wusste man um den Wert der Anlage.

Rechtlich war sie seit 1954 als Naturdenkmal und seit 1975, nach Erlass der Denkmalgesetze, als Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung geschützt. Dennoch konnte eine regelmäßige Pflege durch städtische Institutionen nie organisiert werden.

Im Juni 1980 erlitt der nun über 100jährige Park schwere Einbußen durch einen starken Sturm. Die Aufräumarbeiten dauerten bis 1981 an. Trotz dieser Verluste verblieb noch ein beachtlicher Bestand an seltenen Bäumen.
In den nachfolgenden Jahren konnten die ehrenamtlich Engagierten mit dem Pflegebedarf des alternden Parks immer weniger Schritt halten. Immerhin konnten die meisten Wege freigehalten werden.

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